Frauenkopf "brasilianische Eiche" 1991

Samstag, 25. September 2010

Rosa Moser



Sie starb 1945 im Alter von 55 Jahren. Das Sticken am Maschinenstock, das Ruhigsitzen tage-, wochen-, jahrzehntelang wurde ihr schliesslich zum Verhängnis. Dem Angebot an Süsswaren des Bäckerei-Hausierers mit dem Tragkorb auf dem Rücken konnte sie nicht wiederstehen. Sie litt an Diabetes und musste sich zuletzt ein Bein amputieren lassen. Rosa, meine Grossmutter väterlicherseits, die acht Jahre vor meiner Geburt starb.

Rosa war das zehnte von 17 Kindern von "Chemiföber" und Wirt Seppetoni Moser und der Emilie Hautle. Ihre Mutter hielt sie von klein auf zum Sticken an, ausserdem hatte sie die Gäste im Restaurant Stossplatz zu bedienen. Dieses stand am Rand zum Ried, dem Armenviertel von Appenzell. Da warf der Viehhändler Marti aus Oberegg ein Auge auf das hübsche Mädchen. Die Eltern sahen wohl eine gute Partie in der Verbindung. Rosa heiratete den Marti, der sich aber als untreu erwies. Im eigenen Ehebett soll er sich mit fremden Frauen vergnügt haben.

Die Katholikin liess sich vom windigen Viehändler scheiden. Die zwei Söhne, Theo und Josef, blieben in ihrer Obhut. Dann trat 1919 ein wandernder Holzfäller aus dem Untertoggenburg in Rosa Mosers Leben, ein Protestant, mein Grossvater.

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