24 Jahre alt war der Vater des Holzbildhauers, als er für dieses Bild posierte. Die Aufnahme entstand am zweiten Schweizerischen Athletenverbandsfest vom 1. und 2. Juni 1912 in St.Gallen. Joh. Ulrich Steiger vom Friedensthal bei Oberglatt holte sich hier den 6. Kranz. Wenig später reiste er über den Atlantik, um auf Ellis Island vor New York das Einreiseprozedere für die USA zum ersten Mal über sich ergehen zu lassen. Er sollte um 1920 herum den selben Weg nochmals gehen.
Nach der Rückkehr von seiner ersten Amerikafahrt lernte der kräftige Bursche in Appenzell Rosa Moser kennen, die frisch geschiedene Mutter zweier Buben. Sie war von ihm schwanger, als er wieder im fernen Amerika verschwand. Lange war es nicht klar, ob er je zurück kommt und seinen Vaterpflichten nachgehen wird. Er kam. Aber es dauerte zwei Jahre, bis Joh. Ulrich Steiger seinen Sohn gleichen Namens zum ersten Mal sah.
Gerüchteweise hatte ich von diesem Buch schon gehört, schliesslich fand ich es im Angebot eines deutschen Antiquariates. "Anthropologische Untersuchungen im Bezirk Untertoggenburg", die Dissertation von Ernst C. Büchi, begutachtet von Professor Dr. O. Schlaginhaufen von 1942 passt nahtlos in die Rassenideologie des Nationalsozialismus.
Mein Grossvater Joh. Ulrich Steiger stellte sich zusammen mit ein paar hundert weiteren UntertoggenburgerInnen für die anthropologischen Vermessungen des Bruders des Flawiler Metzgers Büchi zur Verfügung. Sein ausgewähltes Porträt samt Körpermassen finden sich anonym in der Rassenuntersuchung wieder. Mein Vater bestätigte mir, dass es sich beim Abgebildeten um den Grossvater handelt.
Ernst C. Büchi kam nach seiner umfangreichen Vermessungsarbeit bei den Männern auf 25,7% des von ihm hauptsächlich festgestellten alpinen Typus. Bei den Frauen waren es 26,9%. Die mediterrane Rasse machte bei den Männern 5,8%, bei den Frauen 4,5% aus. Enttäuscht war der Doktorand über das seltene Vorkommen der nordischen Rasse: "Zieht man die Grenzen nicht zu streng und rechnet auch Braunhaarige ein, so können 4,1% der Männer und 4,5% der Frauen als nordisch bezeichnet werden."